Unsere Gesellschaft verändert sich für jeden sichtbar immer schneller.
Mit diesem Prozess gehen nicht nur Veränderungen in der Familie und den sozialen Bezügen einher, Veränderungen sind ebenso in der wirtschaftlichen und beruflichen Situation zu beobachten und auch das Konsumverhalten sowie die Mobilität haben sich gewandelt - und wir uns mit ihnen.
Stark angewachsen ist darüber hinaus auch die Reizüberflutung auf visuellem und akustischem Gebiet. Diese Reizüberflutung verursacht zunehmend mehr Stress, der nicht ohne Auswirkung auf Lebensbedingungen und menschliche Eigenschaften bleibt – insbesondere auch bei unserer Jugend. Diesen veränderten Rahmenbedingungen muss die Jugendarbeit immer stärker Beachtung schenken und Rechnung tragen. Bei den Entwicklungstendenzen unserer Jugendlichen lassen sich folgende Aspekte beobachten, mit denen sich Jugendarbeit in zunehmendem Maße auseinander setzen muss:
- größere Offenheit und Kritiklust
- geringere emotionale Stabilität
- weniger Durchhaltevermögen
- Verunsicherung und Orientierungslosigkeit
- vermehrt problematische familiäre Verhältnisse
- unsichere soziale Kontakte
- berufliche Schwierigkeiten, Arbeitslosigkeit
- Abnahme der Konzentrationsfähigkeit
- Oberflächlichkeit
- geringere physische und psychische Belastbarkeit
- gesteigerte Konsum- und Erwartungshaltungen
Noch nie ist eine Generation mit so viel Zeit, Bildung und Geld aufgewachsen. Die Frage ist nur, ob sie in der Lage ist, die gestiegene Freizeit zur Entfaltung der Persönlichkeit und zu mehr Lebensqualität zu nutzen. Sicherlich entstehen durch mehr Freizeit nicht unbedingt neue Werte, sondern in erster Linie neue Märkte. Neben die Arbeitswelt tritt eine Freizeitwelt mit den gleichen Formen von Konkurrenzdruck, Konsum und Vereinsamung. Die „Märkte“ Medien, Sport und Tourismus lösen offensichtlich die Werte Kultur, Bildung und soziales Engagement zunehmend ab. Auswirkungen ergeben sich hierdurch im Hinblick auf folgende Bereiche:
- Freiheitsgefühl
- Erlebnismobilität
- Konsumlust
- Lebensfreude
Freizeit ohne Einschränkung und unter Ablehnung sozialer Pflichten aber schafft soziale Brisanz. Daraus erwachsen neue Aufgaben für unsere Musikvereine, wobei es gilt, neue Profile zu entwickeln, die auch einen neuen gesellschaftlichen und jugendpflegerischen Inhalt haben. Jugendliche wachsen heute nicht mehr wie selbstverständlich im Verein auf. Sie fragen im Hinblick auf sonstige Freizeitangebote: Was bringt mir die Zugehörigkeit zu einem Musikverein?
Die oben skizzierten Veränderungen erfordern neue Konzepte in der Jugendarbeit sowie neue bzw. erweiterte Kompetenzen des Vorstandes (professionellere Organisations- und Arbeitsformen, Personalführungs- und Managementkompetenz sowie den Mut zur dezentralen eigenverantwortlichen Führung der einzelnen Abteilungen).
Fest steht: Es fehlen diesbezüglich ausgebildete Vorstände und Ausbilder. Immer weniger Ehrenamtliche sollen immer mehr tun. Das Ehrenamt erhält zunehmend Dienstleistungscharakter. Ehrenamtliche werden zunehmend mit pädagogischen Aufgaben konfrontiert. Hier sind wir gefordert, Vorstände und Ausbilder sowie Dirigenten zu schulen.
Die "Jungen Musiker Saar" setzten hier schon seit Jahren Akzente. Seit Jahren wird wird ein Gruppenleiterseminar zum Erwerb der "Jugendleiter-Card" angeboten. Die Inhalte des Gruppenleiterseminars sind vereinsorientierte Sachthemen. Ziel ist es, entsprechendes Grundwissen aus allen Bereichen, die mit dem Vereinswesen befasst sind, zu erlangen, um später eine Jugendgruppe selbständig führen zu können.
In der Landesakademie Ottweiler wird z.Z. mit erheblichen finanziellen Mitteln auch eine Musikmentorenausbildung für Schüler angeboten.
Ein wesentliches Ziel dieser Mentorenausbildung ist es, musikpädagogische Begabungen zu fördern und dadurch Impulse für die Wahl eines musikpädagogischen Berufs bzw. für das Engagement in der musikalischen Jugendarbeit in Schulen und Vereinen zu geben. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Konzept mittel- und langfristig eine hervorragende Schulung junger Menschen auf das Ehrenamt hin darstellt.
Wichtig ist für Musikvereine, einen intensiven Kontakt zu den Grundschulen vor Ort zu pflegen. Das Projekt "Schule und Verein" , Auskünfte beim saarländischen Kultusministerium, steht hier exemplarisch für vielfältigen Möglichkeiten, die die Vereine zur Nachwuchswerbung und- ausbildung nutzen sollten.